es ist wieder Advent geworden und das Weihnachtsfest steht vor der Tür! So als wenn nichts wäre. Alles geht den gewohnten Gang. Man ist daran gewöhnt. Aber unter uns gibt es Menschen, die fragen, wie man angesichts der Geschehnisse auf unserer Erde überhaupt noch Weihnachten feiern kann?
Und es gibt andere, die sagen, dass das doch überhaupt nichts ändern würde, wenn wir nicht feiern. Die Welt wäre nicht besser, vielleicht nur kälter. Genau darum geht es. Um das Emotionale, um unsere Gefühle. Und wie stark wir anscheinend sind, das alles zu verdrängen, was um uns herum geschieht?
Eigenartig ist es schon: Früher war es klar, dass man in schwierigen Zeiten die Reihen schließt und enger zusammenrückt. Früher war noch klar, dass man sich auf die Werte und eine tragfähige Gemeinschaft besinnt. Und heute? Nach dem letzten Weltkrieg waren die Gotteshäuser gefüllt. Man hat gemerkt, wohin Gottlosigkeit führt. Man stand am Abgrund und hatte überlebt, mache wie durch ein Wunder. Das hat nachdenklich gemacht.
Heute stehen wir wieder am Abgrund. Kriege allerorten, rohe Gewalt, Recht und Gerechtigkeit klaffen auseinander, auch in unserem Land, die Klimakatastrophe ist unübersehbar. Die Millionen Hungernden nehmen wir nicht einmal mehr wahr. Wollen wir wirklich darauf warten, ob wir das alles überleben, bevor wir uns wieder auf das Tragfähige und Gute besinnen? In diesen Tagen müsste doch der Glaube - um zu überleben - eine tragende Rolle bekommen! Glaube wächst immer dort - ohne Ausnahme- wo ein Menschenherz weich wird, wo eine Seele beginnt mitzufühlen und die furchtbaren Lasten, die getragen werden müssen, zu spüren. Das würde Hoffnung machen! Aber immer öfter geht mir durch den Sinn: „Dieses Herz ist echt hart geworden! Was muss er oder sie nur erlebt haben?“ Nicht, dass ich darüber zu beurteilen oder gar zu richten hätte. Ich kann es sogar gut verstehen, dass manche einfach nichts mehr von alledem wissen wollen und sich nur noch um sich drehen!
Wir gehen in unserer Gemeinde den anderen Weg. Wir wollen die Reihen schließen und zusammenstehen, weil wir erahnen, was noch auf uns zukommt. Nicht egoistisch, sondern mitfühlend und helfend. Denn nur wer eine starke Gemeinschaft um sich herum hat, wird mit den harten Dingen des Lebens umgehen können ohne selbst hart zu werden. Und das ist doch unser Ziel! Wie feiern wir also Advent und Weihnachten? Wir sollten es als Menschen feiern, die mit viel Zusammenhalt und Gott vertrauend Hoffnung und Zuversicht bewahren. So wie es schon als adventlicher Zuspruch in der Bibel zu finden ist: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Bei allem was wir erleben - privat und in dieser Welt - wissen wir uns geborgen in der Hand unseres guten Gottes, der kam um uns zu erlösen. Gott sei Dank!
Gottes Segen zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel
wünscht Ihnen Ihr Gemeindepfarrer Joachim Knab