Als Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung haben Sonn- und Feiertag in Gestalt des Artikels 140 Einzug ins deutsche Grundgesetz gefunden. Wer die Wertebasis der Gesellschaft stärken will, damit Würde und Freiheit ihren Entfaltungsraum behalten, sollte sorgsam mit den Institutionen der Sozialkultur umgehen.
Verpflichtung zum Schutz
Für Christen bewährt sich in dieser Situation das biblische Gebot, den Feiertag zu heiligen. Der Rhythmus, alle sieben Tage frei zu haben, ist nach christlichem Verständnis gute Schöpfungsordnung. Viele Bundesländer dagegen meinen, die Umsatzchancen des Handels steigern zu können, indem sie die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage erweitern und dabei auch die Adventssonntage einbeziehen. Der besondere Schutz des Sonntags wird dadurch in sein Gegenteil verkehrt. Ein solches Vorhaben nimmt den Menschen vorrangig als Konsumenten wahr. Die Pflicht zum Schutz des Sonntags, die unsere Verfassung dem Staat aufgibt, scheint dabei überhaupt nicht im Bewusstsein zu sein.
Symbol für Würde des Menschen
Im Dezember 2009 hat das Bundesverfassungsgericht in einem wegweisenden Urteil festgestellt, dass das damalige gültige Berliner Ladenschlussgesetz der Verfassung zuwiderläuft. Seitdem dürfen auch in Berlin die Geschäfte an höchstens einem Adventssonntag geöffnet sein. Ein wichtiger Erfolg der evangelischen und der katholischen Kirche, die geklagt hatten. Der Sonntag ist als Tag des Gottesdienstes, der Muße und der Besinnung zu erhalten, sagen die Kirchen.
"Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage", dieser Satz, den die evangelische Kirche schon vor vielen Jahren in einer öffentlichen Kampagne vertreten hat, gilt auch heute. Beim Sonntagsschutz geht es um die Bewahrung einer wichtigen sozialen Institution, um die kulturelle Qualität des Zusammenlebens, um den Raum für die Freiheit der Religion.
Eine Aushöhlung des Sonntagsschutzes widerspricht klaren verfassungsrechtlichen Vorgaben. Zudem ist der Sonntag ein Symbol für die Würde und die Freiheit, die dem Menschen von Gott her zukommen. Durch sie ist das Bild des Menschen in unserer Gesellschaft grundsätzlich geprägt; dabei soll es auch bleiben.