Die ganze Wahrheit
Das war saubere Arbeit, was die Herren da geleistet haben! Nur keine Kompromisse eingehen, nur keine Risiken in Kauf nehmen. Deshalb geht die Gleichung auf: TOT = TOT
Also Fakten schaffen, keine Hintertürchen offen lassen, aufs Ganze gehen: schauen Sie bitte in die Welt hinein, dann merken Sie, dass diese Devise immer noch gilt! Ob Sie nach Osten oder nach Westen blicken, es macht keinen Unterschied. Und das konnten die Herren damals übrigens auch schon: Fakten verdrehen, bösartige Unterstellungen und das Wort im Mund herumdrehen. Also nichts Neues unter der Sonne!
DIE WELT - EINE EINZIGE PASSIONSGESCHICHTE
Eigentlich sowas von erschütternd, dass sich einfach nichts auf dieser Erde zum Besseren bewegt. Und nicht verwunderlich, dass der erste und wichtigste Satz im Buddhismus lautet: leben bedeutet leiden!
Nennen Sie mir eine langfristige Entwicklung, die sich zum Besseren hin entwickelt hätte! Und traurig, dass die Kirchengschichte hier auch nichts Besseres erzählen kann.
- Hunger? Es gab kaum eine Zeit, wo so viele Menschen hungerten! Ungerechtigkeit? Nein, es liegt nicht nur an der Informationsflut, dass die vielen Ungerechtigkeiten uns viel präsenter sind. Sie haben einfach unglaublich zugenommen!
- Unterdrückung? Es gibt nicht viele Länder, in denen die Menschen frei und ohne Repressalien leben können!
- Unfreiheit? Selbst in unserem Land gibt es so viele Zwänge, denen Menschen unterworfen sind und trotz großer Anstrengung kommen sie nicht heraus.
- Verfolgung? Noch nie sind so viele Christen verfolgt worden wie derzeit!
Die Kurve zeigt nach unten und steuert anscheinend auf einen Tiefpunkt zu. Was soll ich sagen oder Ihnen schreiben? Hier gibt es nichts zu beschönigen. Es ist so wie es ist! Leid ist Leid und tot ist tot!
Sie können mich jetzt zu Recht fragen, warum ich da noch Ostern feiern möchte? Glauben Sie mir, das habe ich mich schon gefragt, und ich habe mich auch gefragt, ob das alles nicht nur eine Show ist und uns beruhigen soll. Quasi ein Beruhigungsmittel oder noch härter gesagt: eine bessere Droge?
Obwohl die Analyse so hart ausfallen muss, bin ich dennoch nicht am Verzweifeln. Ich kenne noch eine andere Wirklichkeit, die meine Hoffnung und Zuversicht trägt. Ich habe die Kraft und das Wirken der Engel Gottes schon persönlich erlebt und deshalb glaube ich, dass das vorne Beschriebene nicht die ganze Wahrheit ist. Es gibt noch eine andere Wahrheit, die ich bewusst der Weltanalyse entgegensetzte. Im Alten Testament wird die Geschichte erzählt, wie der König Jerusalems verzweifelt auf der Stadtmauer steht und keine Möglichkeit zur Rettung der Stadt vor dem feindlichen Heer des assyrischen Großkönigs sieht. Eine total verzweifelte Situation. Hoffentlich kommen wir in unserem Land nicht auch an einen solchen Punkt. Es gibt Menschen unter uns, die davor Angst haben. In dieser ausweglosen Situation spricht ihn der Prophet Gottes an. Der König erklärt die Situation und analysiert hart und nüchtern, was nun nötig ist: Kapitulation!
Der Prophet Gottes ist von der Analyse so erschüttert, dass er Gott inständig bittet, dem König auch die andere Seite der Wahrheit zu zeigen. Bekanntlich hat die Wahrheit immer zwei Seiten. Und so geschieht das Wunder, dass der König die unglaublich große Anzahl von Engeln sieht, die dem feindlichen Heer zahlenmäßig weit überlegen sind. Aus den Geschichtsbüchern wissen wir, dass der assyrische Großkönig in der folgenden Nacht panisch mit seinem Heer geflohen ist und die Belagerung aufgab. Warum? Das weiß kein Mensch! Bin ich Gottes Ratgeber, dass ich wüsste, warum Gott so lang zuschaut, wie es auf unserer Erde drunter und drüber geht? Ich weiß, dass dieser Gedanke schwierig ist, wenn man selbst persönlich vom Leid betroffen ist. Aber ich halte daran fest, dass der Engel Gottes am Morgen der Auferstehung, also am Ostermorgen im Namen Gottes ein Machtwort gesprochen hat gegen alles Schlimme auf dieser Erde.
Deshalb ist für mich ein Leben ohne Ostern nicht vorstellbar. Nennen Sie es Naivität. Es lässt mich gleichgültig! Die Gleichung: TOT = TOT stimmt nicht mehr. In meiner Rechnung wird noch ein anderer Faktor berücksichtigt, der alles auf den Kopf stellt. Ich sehe klar, was läuft, aber ich setze dem die andere Wirklichkeit entgegen. Nur so macht „glauben“ Sinn.
Es grüßt Sie herzlich zum Osterfest, Ihr Gemeindepfarrer Joachim Knab